Carlsen-Niemann-Skandal als Hollywood-Drama

von André Schulz
03.05.2024 – Die Kontroverse zwischen Magnus Carlsen und Hans Niemann beim Sinquefield Cup 2022 ging damals als Nachricht um die ganze Welt. Carlsen hatte nach der verlorenen Partie Niemann indirekt beschuldigt, mit unerlaubten Mitteln gespielt zu haben. Nun soll der Stoff offenbar verfilmt werden. | Foto: Lennart Ootes (Sinquefield Chess Center)

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Im Herbst 2022 trafen Magnus Carlsen, damals noch Weltmeister, und der junge US-Großmeister Hans Niemann beim Sinquefield Cup aufeinander. Magnus Carlsen verlor diese Partie, nicht durch einen groben Fehler, sondern völlig chancenlos. Danach zog der Norweger sich aus den Turnier zurück, was er zuvor noch nie gemacht hatte, und bezichtigte Niemann am nächsten Tag in einer Twitter-Meldung indirekt des Betruges. Carlsen war ganz offensichtlich davon überzeugt, dass Niemann mit unerlaubter Computerhilfe gespielt hatte und gab später verschiedene Begründungen an, warum er zu dieser Auffassung gekommen war. Tatsächlich war Niemann in Bezug auf unerlaubte Computerhilfe kein unbeschriebenes Blatt. Bei Online-Turnieres auf der Plattform chess.com hatte er in der Vergangenheit bei mindestens zwei Turnieren mit Computerhilfe gespielt und wurde sanktioniert.

Kurz nach dem Vorfall in Saint Louis legte Carlsen noch einmal nach und weigerte sich, bei einem Online-Turnier gegen Niemann zu spielen - er gab nach dem 1. Zug auf. 

Die Angelegenheit wurde in der Schachwelt eifrig diskutiert und in allen ihren Facetten beleuchtet. Wie soll Niemann denn Computerhilfe erhalten haben? Eine schlüpfrige Erklärung lautete, mit Hilfe von ferngesteuerten Analkugeln - eigentlich war das ein Scherz in einem Videokommentar, machte aber die Runde und begeisterte besonders auch die Boulevard-Presse.

Es folgte eine Verleumdungsklage über jeweils 100 Millionen Dollar gegen alle, von denen Niemanns Anwälte glaubten, sie hätten ihrem Klienten Unrecht getan. Inzwischen wurde die Klage abgewiesen beziehungsweise mit einem Vergleich beigelegt.

Der Stoff ist offenbar sehr gut für einen Hollywood-Film oder eine Serie geeignet, denn der bekannte US-amerikanische Autor Ben Mezrich ("The Social Network" und "Dumb Money") hat die Geschichte zu einem Drehbuch verarbeitet. In einem Bieterwettlauf mit mehreren Interessenten sicherte sich die junge, aber sehr erfolgreiche Produktionsfirma A24 die Rechte angeblich für einen siebenstelligen Betrag. Der Titel, vielleicht auch Arbeitstitel der Produktion lautete "Checkmate". 

An der Produktion werden Emma Stone und Nathan Fielder beteiligt sein, die schon bei der Erfolgsserie "The Curse" zusammengearbeitet haben. Fielder wird die Regie übernehmen, während Stone zusammen mit ihrem Ehemann Dave McCary produzieren wird. 

Mit der Verfilmung des Carlsen-Niemann-Stoffes wollen die Produzenten offenbar an den Erfolg der Serie "The Queens's Gambit" anknüpfen. Anders als dort geht es hier nicht um einen historischen Stoff und den Aufstieg einer Frau in der Männerwelt des Schachs, sondern um den "größten Skandal in der Schachgeschichte", um Rivalität, einen Generationenkonflikt und um den Aufstieg einer milliardenschweren Schachindustrie und außerdem um das Aufeinandertreffen von Tradition und Innovation im altehrwürdigen Schachspiel.

Hollywoodreporter...

A24...


André Schulz, seit 1991 bei ChessBase, ist seit 1997 der Redakteur der deutschsprachigen ChessBase Schachnachrichten-Seite.
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